Nebenwirkungen & Co.
Und die daraus entstehenden Situationen
Manchmal, da könnt ich schreien, so wütend bin ich. Auf den Krebs, der mir diese scheisse antut. Diese beschissenen Nebenwirkungen machen mir sehr oft das Leben schwer.
Aber dann kommt ein kleiner liebenswürdiger, knuffeliger Mensch daher und ruft OMA, und schon dreht sich meine Welt anders herum. Ich liebe es wenn der kleine um die Ecke kommt und mir schöne kleine und grosse Seelenmomente schenkt.
Und dann gibt es die Momente, die mir das Leben schwer machen. Nebenwirkungen der Chemo, der OP, der Bestrahlungen, der zurückliegenden Ersterkrankung usw.
Über diese Nebenwirkungen möchte ich schreiben und erzählen. Und aufzählen. Es sind so viele, dass man gar nicht daran denken mag, aber sie gehörten zu meinem Leben dazu. Und einige davon seit über 5 Jahren. Seit meiner Ersterkrankung!
Da es immer wieder Menschen in meinem Umfeld gibt, die mit mir reden, als wüsste ich nicht was ich tue, die haben keine Ahnung von dem, was ich wirklich tue und erdulden muss. Und diese Menschen reden in einer Art mit mir, die ich nicht mehr hinnehme. Deshalb gibts hier mal eine Auflistung der Nebenwirkungen, damit jeder mal lesen kann, was eine Krebserkrankung alles so mit sich bringt und mit einem anstellt. Und auch ich bin nicht immer gut gelaunt und stehe mal mit dem falschen Fuß auf. Da kann es dann sein, dass auch ich mir mal den falschen Ton zu antworten raussuche. Aber wir sind alle nun mal Menschen. Und jeder hat sein Päckchen zu tragen, die einen ein schwereres als die anderen.
Meine Nebenwirkungen
- Zur Zeit ist mir ständig übel, ohne Medis dagegen komme ich nicht durch den Tag!
- Meine Laune schwankt ständig, ich bin nicht wirklich stabil was das betrifft. Ich beherrsche mich nur, um nicht ständig zu zeigen wie es wirklich in mir aussieht.
- Mein Kopf macht seit der OP auch nicht mehr das, was er sollte. Das sprechen fällt mir manchmal sehr schwer. Die Wortfindungsstörung ist teilweise sehr heftig. Und zusätzlich hört mein Mund einfach auf zu reden zwischendurch. Sehr unangenehm. Und dann ist meist der Zug weg.
- Meine Narben tun mir weh, sind ebenfalls taub. Nicht nur die neuen, auch die, die schon ein paar Jahre alt sind. Taubheitsgefühle an vielen Körperstellen sind leider ebenfalls die Folge von den vielen OPs.
- Zur Zeit hab ich heftige Wassereinlagerungen in den Beinen. ich trage seit ein paar Tagen spezielle Stützstrümpfe, die für mich angefertigt wurden. Angenehm ist was anderes, aber es ist ok. Hab mir die bessere Qualität ausgesucht, nicht das Kassenmodell. Damit lässt es sich besser aushalten.
- Das rechte Bein ist schlimmer angeschwollen, durch meine Bestrahlung an der Hüfte letztes Jahr im Dezember. Bestrahlungen machen die Lymphknoten in dem Bereich kaputt, sie werden zerstört und arbeiten dann nicht mehr. Dann kann es zu Wassereinlagerungen kommen. Bei mir kam es durch die Cbemo jetzt zum Vorschein, da man immer Cortison dazu bekommt.
- Hitzewallungen begleiten mich seit über 5 Jahren in einem nicht normalen Ausmaß.
- Extreme Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind mein täglicher Begleiter. Mir fallen in den unmöglichsten Momenten einfach die Augen zu und ich muss ruhen.
- Dazu kommen Gliederschmerzen.
- Tägliche Medikamenteneingabe. Und das nicht zu knapp. Schmerzmittel an erster Stelle. Ich benutze ein Schmerzpflaster, damit nicht alles über den Magen geht. Zusätzlich Schmerztropfen, Tabletten gegen das Kribbeln meiner geschädigten Nerven, und ein paar Nahrungsergänzungsmittel, die meine Vitamine etwas ausgleichen. Tropfen gegen die tägliche Übelkeit nicht zu vergessen. Medis für meinen Stuhlgang darf ich nicht vergessen zu erwähnen, Pulver zum auflösen, Tropfen gehen Verstopfung, oder auch was gegen Durchfall…
- Finger- und Fußnägel die sich verfärben und ablösen ist ebenso eine Nebenwirkung der Chemo wie Haarausfall oder Haare die vereinzelt ausfallen, sprich, das Haar wird dünner.
- Die ständigen wiederkehrenden Untersuchungen. Meist alle 3 Monate. Ein MRT und/oder CT vom Kopf/Körper. Die Angst, die immer dabei ist, dass wieder was neues entdeckt wird. Dass die Metas wieder weiter gestreut haben.
- Die ständige Angst die immer mitschwingt. Jeden Tag. Mal mehr, mal weniger. Man merkt es mir nicht immer an, weil ich mich nicht davon entmutigen lassen will.
- Aber das Damoklesschwert hängt immer über mir. Und ab und an stelle ich mir auch die Frage, die unweigerlich kommt, „wie lange habe ich noch?“
Ein kranker Mensch, egal welche Krankheit es auch sein mag, der Palliativ ist, D.h. nicht mehr ganz gesund werden kann, der stellt sich schon mal diese Frage. Man hat ein anderes Bewusstsein für LEBEN!
Ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht alle Nebenwirkungen aufgezählt habe.
Aber all das kann uns keiner abnehmen, kann mir keiner abnehmen. Ich muss alles ertragen. Und durch Corona ist es nochmal schwerer geworden. Zu den Untersuchungen muss ich alleine gehen, da darf keiner mit, die Chemo muss ich alleine durchstehen, die meisten Arztgespräche musste ich alleine machen.
Oft weint mein Herz, weil ich mich so alleine fühle. Ich weiß, ich bin nicht alleine. Und doch bin ich es. Weil mich hier in meinem Umfeld niemand so richtig verstehen kann. Was im umkehrschluss ja auch gut ist.
Ich bin es leid, wie man manchmal mit mir umgeht und spricht. But that’s life. Damit muss ich klar kommen, oder versuchen diese Menschen zu meiden.
Ich liege hier im Garten während ich dies schreibe. Ich hatte heute familytime und das tat so unsagbar gut. Mein kleiner Sonnenschein war hier und hat mir die Seele erhellt.
Ich verzeihe jetzt den Menschen ihre Ton- und Wortwahl und vergebe ebenfalls mir selbst. Denn ich möchte in Frieden leben. Mit einem Lächeln im Gesicht. Denn ich weiß, ich werde noch lange hier sein, weil ich alles dafür tun werde um lange im Kreise meiner Familie zu bleiben.
Passt bitte alle gut auf euch auf und #gebtachtaufeuch
Eure Mary 🌹
4 Kommentare
pusteblume49
Ein mega beeindruckender Text. Mir sind viele Dinge sehr klar und ich bemerke sie auch. Ich kann es z.T. nicht verstehen, dass es anderen Menschen so schwer fällt, ein wenig hinter die Fassade zu schauen.
Ich bin bei dir, und auch wenn es mir noch so schwer fällt, dich manchmal so kämpfen und leiden zu sehen, so weiß ich doch, dass du uns brauchst. Ich bin da für dich😘
Der Feind in mir
😘😘😘
elathe1967
Meine süße Mary,
vielen lieben Dank für diesen sehr aufklärenden Beitrag, hoffentlich lesen auch diejenigen ihn, die eben nicht wissen, wie es einem Krebspatient und im speziellen dir geht. Auf der einen Seite finde ich es traurig, dass du dich erklären musst, auf der anderen Seite ist es aber auch wieder gut, dass du es getan hast. Vielleicht haben damit andere Menschen die Muse und reagieren sensibler. Die Holzfällermentalität, die so manch einer an den Tag leg, ist wirklich zum K…..
Meine süße Mary, fühl dich gedrückt von mir und denk daran, wir zwei haben noch ein Date.
Grüßle Ela
MaiRose
Liebe Ela
Danke für deine lieben Worte. Aber sicher haben wir noch ein Date. Da freue ich mich auch drauf.
Ja dieses erklären ist einerseits richtig gut, denn es hilft aufzuklären. Aber manchmal nervt es schon.
Es ist wie es ist. 🤷🏼♀️☺️
Liebe Grüße
Mary ♥️