Von Himmel hoch jauchzend…
…bis zu Tode betrübt!
Kennt ihr das auch?
Auf der einen Seite freu ich mich, dass ich die erste Krebsbehandlung gut abgeschlossen hab und geh voller Euphorie zu meinem Linedance Training, und tanze mir „die Seele aus dem Leib“!
Und auf der anderen Seite steht der Haushalt, der gemacht werden will und das funktioniert so gar nicht.
Wäscheberge. Sie türmen sich. Ab und an wasche ich was, nur das nötigste, und dann dauert es wieder Tage, bis ich die nächste Wäsche wasche. Ich bin seit meiner Erstdiagnose vor 3 Jahren nicht mehr im Stande, meinen Haushalt so zu führen wie ich es gewohnt bin. Und seit meiner jetzigen Diagnose und Behandlung geht es noch viel weniger.
Ok. Ich hab auch gerade noch eine Bronchitis, die mich extrem lahm legt. Aber das ist ja nur kurzweilig so!
Am Montag wollen in den Urlaub fliegen und das heißt für mich Wäsche waschen, Koffer packen usw. Ich habe Probleme mich zu motivieren. Geht es euch auch so? An manchen Tagen klappt es sogar, aber die sind wirklich dünn gesät.
Die meisten Menschen verstehen das nicht. Nur die, die im direkten Umfeld mit mir zu tun haben, wie meine Familie und vielleicht noch die besten Freunde, können es verstehen. Oder zumindest ein Stück nachvollziehen, weil sie die Veränderung an mir sehen. Tag täglich.
Aber was das mit mir macht, dieses „nichtstunkönnen“, es beschämt mich teilweise. Ich hasse mich dafür, dass ich so bin. Ich sitze dann am Tisch und brauche mich stundenlang nicht zu bewegen. Ich schaue mir dann Filme an, höre Musik, male etwas oder spiele ein Spiel. Das ist zwar nicht jeden Tag so, aber doch sehr oft.
Ich bin ja schon happy, wenn ich die Spülmaschine ausgeräumt habe und wieder befüllen kann. Duschen gehen, alleine das, macht mich körperlich schon fertig. Was der Krebs mit mir, meinem Körper und meiner Seele anstellt, das ist unvorstellbar.
Das ist nur ein Teil der Kehrseite der „Medaille Krebs“. Auf der guten Seite steht, dass das, was man an Therapie macht, anschlägt, hilft den Krebs, die Metastase(n) zu verdrängen. Und man darüber unglaublich glücklich ist. Und auf der schlechten steht eben, dass der Körper und die Seele ziemlich runtergerockt sind.
Seit ich meine erneute Diagnose bekommen hab, bin ich sehr oft in einer Blase gefangen. Einerseits steht da mein „Kämfergeist“ und der hat sich auch schon bewiesen. Die Bestrahlungstherapie ist geschafft und das hab ich richtig gut hinbekommen, Wenn man meine Angst zuvor bedenkt. Aber „kämpfen“ bedeutet für mich „Krieg“ zu führen. Und das will ich auf keine Fall. Dieses Mal fühlt es sich anders an als das erste Mal. Weil das Licht am Horizont ein anderes ist.
Ich bin eher darauf bedacht mich mit meinem „Mitbewohner“ zu arrangieren, mit ihm zu reden und wir uns einig werden, dass wir gemeinsam noch alt werden wollen. Wenn ich sterbe, dann stirbt er ja auch. ? Ich wollte ihm schon einen Namen geben. Meine Tochter meinte „Drecksackblase“ wäre doch gut. Wer kennt’s? Spongebob lässt grüßen. ? Aber vielleicht bleibt es auch einfach bei „Mein Mitbewohner“!!!
Das war mal ein kleiner Einblick in meine momentane Gefühlswelt und Situation. Beides gefällt mir nicht wirklich. Da ich aber eine sehr liebe Psychoonkologin an meiner Seite habe, werde ich es schaffen, die Dinge aufzuarbeiten und wieder besser zu werden.
Das Tanzen hilft mir dabei in Bewegung zu bleiben. Das brauche ich so sehr. Das ist u.a. mein „Seelenheil“! Und heute steht unser Training wieder auf dem Plan. Trotz Bronchitis möchte ich gerne etwas trainieren. ?? Nur die Tänze, die wir gerade lernen. Das Tanzen der schon erlernten Tänze werde ich wohl eher sein lassen.
Und jetzt werde ich mal Wäsche waschen gehen, damit ich für den Urlaub auch was habe, für den Koffer zu befüllen. ??
Habt es fein, #gebtachtaufeuch
Eure Mary ?