Brustkrebs,  Mein Tagebuch

Mein Beifahrer…

… bekommt nun endlich einen Namen!

Ja… ich spreche dabei von meinem Krebs. Es wird Zeit, dass er einen Namen bekommt. Bald jährt sich die Diagnose und er fährt seitdem schon ein Jahr mit, ohne Namen. Ich mag nicht mehr einfach nur Krebs sagen oder metastasierter Brustkrebs, sondern möchte ihn ganz bewusst beim Namen nennen.

Nachdem mir sofort ein Name einfiel, habe ich aber erstmal mit meinem Mann darüber geaprochen. Und wie sich herausstellte, hatten wir den gleichen Gedanken.

Aber ich erzähle mal von vorne. Vor ein paar Jahren, um genau zu sein 2001, kam ein Film namens „TITAN AE“ in die Kinos. Ein Zeichentrickfilm. Diesen Film waren wir zusammen mit unserer Tochter gucken. (Ich überspringe jetzt mal die Destails des Films und komme direkt zum Schluß.) Am Ende des Films wird eine neue Erde erschaffen. Und der junge Mann, der das getan hatte, sollte dieser Erde einen Namen geben.
Kurzer Hand sagte er „BOB“! Das Mädchen, das neben ihm stand sagte: „Du kannst ihn doch nicht BOB nennen! Daraufhin sagte er: „ich hab ihn erschaffen, ich kann ihn nennen wie ich will!“ und fortan hieß die Welt BOB! Und meine Krebswelt heißt jetzt auch BOB!


Dieser Name ist uns derart im Gedächtnis hängen geblieben, dass mein Mann immer wieder mal irgendetwas BOB nennen wollte. Und jedesmal schmunzeln wir darüber… Es kam aber nie dazu!

Der Name

Vor ein paar Wochen war ich bei meiner Psycho-Onkologin und sie fragte mich, ob mein Krebs einen Namen hat. Und ich verneinte. Sie erzählte mir, dass, wenn man etwas beim Namen nennt, man sich besser auf diese Dinge einlassen kann, bzw es auch besser verarbeiten kann. Und auch die Tatsache der Erkrankung akzeptiert! Darüber machte ich mir ein paar Gedanken. Aber die Zeit war noch nicht reif dafür.

Jetzt, einige Wochen später, nach meiner Reha, nach dem das neue Jahr für uns so gut angefangen hat, merke ich, dass die Zeit reif ist, um meinem Mitfahrer, Beifahrer oder auch Mitbewohner (wie Papa immer sagte) einen Namen zu geben. Wie oben erwähnt, fiel mir sofort BOB ein. Und meinem Mann ebenso. Aus mehreren Gründen. Zum einen wegen dem Film, dann, weil mein Mann schon immer etwas BOB nennen wollte und, wenn man die Anfangsbuchstaben einzeln betrachtet, man sogar ein Akronym draus machen kann.

Zuerst waren wir baff, dass wir den gleichen Namen im Kopf hatten. Wir mussten lachen. Dann war es aber völlig klar. Genau so musste es sein. Mein Krebs bekommt also ab jetzt einen Namen. BOB wird er heißen. Und jedesmal wenn ich von BOB rede, dann wisst ihr, dass ich meinen Krebs meine. Denn eigentlich mögen wir beide diesen Namen gar nicht. Es war immer eine art Running-Gag. Da wir aber auch den Krebs nicht mögen, ist es für uns passend, dass der Krebs ab jetzt BOB heißt!

Akronym

Das möchte ich natürlich auch noch gerne erklären. Nachem das nun feststand, sagte mein Mann zu mir, dass man daraus auch ein Akronym machen kann. Und so setzt es sich für uns zusammen:

  • B = Besser
  • O = ohne
  • B = bleiben

Besser ohne bleiben! Wie wir finden, sehr passend!!!

Ja und so kommt es nun, dass ich einen BOB habe!
Ich habe mich mit meinem BOB arrangiert. Ich habe diese beschissene Krankheit akzeptiert, ich lebe mit ihm. ABER… ICH bestimme, wo es lang geht, ich bestimme das Tempo! Nicht er! Ich gebe alles was in meiner Macht steht, damit ich noch ganz viele schöne Jahre habe. Ich möchte alt werden. Deshalb ist ein akzeptieren der Situation für mich das wichtigste. Und zusätzlich muss ich auch immer wissen, was BOB und seine kleinen Bobs, so anstellen in meinem Körper, damit ich die Möglichkeit habe, etwas dagegen zu unternehmen. Nur so kann ich gut Leben. Wissen ist nun mal Macht! Und mit dieser Macht herrsche ich über BOB! ?

Ihr lieben, ich wünsche euch allen da draußen ein wunderbares Wochenende. Lebt euer Leben, denn das Leben ist schön und hält viele tolle Überraschungen für uns bereit. Man muss sie nur sehen!

#gebtachtaufeuch

Eure Mary ?

2 Kommentare

  • pusteblume49

    Was eine schöne Geschichte möchte man fast sagen. Die Art wie so ein Name zustande kommt ist schon ein interessanter Weg. Am meisten berührt es mein Herz, dass die Namensgebung nicht alleine gesucht wurde, sondern eine gemeinsame „Taufe“ war. Ihr tragt es zusammen und geht den Weg ja auch gemeinsam, jeder auf seine Weise. Und noch ein Wort an BOB: geh in den Dschungel und verbrenn dort… hast zwar einen netten Namen, aber in deinem Namen steckt ja auch was drin: besser ohne bleiben! Also zieh Leine!

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